Verena Kolb legt mit Extinctia einen beeindruckenden dystopischen Thriller vor, der durch Stil, Spannung und emotionale Tiefe gleichermaßen überzeugt. Der dystopische Thriller entführt in eine postapokalyptische Welt, die gleichermaßen faszinierend wie verstörend ist – und dabei erschreckend real wirken kann.
Ein Spiel um Leben und Identität
Zwei Jahre nach dem Ausbruch einer globalen Seuche wacht eine Frau – später nur als Nummer 7 bekannt – ohne jede Erinnerung in einem zerstörten Hochhaus auf. Statt Antworten erwartet sie ein tödliches Spiel, überwacht von Drohnen, kontrolliert von einer unsichtbaren Macht. Nur zwei Menschen dürfen überleben – doch niemand kennt die Regeln, niemand weiß, wem man trauen kann. Was beginnt wie ein brutales Survival-Game, entwickelt sich zu einer intensiven Erkundung der menschlichen Psyche und der Frage: Wer bin ich – und wer darf ich sein?
Klar, packend und filmisch
Kolbs Schreibstil ist eindringlich und schnörkellos – jede Szene wirkt greifbar, jede Emotion sitzt. Die Kapitel sind kurz, treibend und voller Cliffhanger – ein echter Page-Turner. Der Text hat cineastische Qualitäten: Bildgewaltig, temporeich, atmosphärisch. Es ist, als würde man einem düsteren, intelligenten Thriller zusehen, der einen emotional genauso fesselt wie durch seine Handlung.
Nahbar trotz Anonymität
Besonders hervorzuheben ist die Gestaltung der Protagonistin. Obwohl sie als „Nummer 7“ zunächst anonym erscheint, entwickelt sich ein intensives Porträt einer verletzlichen, aber kämpferischen Figur. Ihre Suche nach Identität wird zum Herzstück der Geschichte. Auch die Nebenfiguren – ebenfalls nur durch Nummern gekennzeichnet – wachsen schnell ans Herz und werfen moralische Fragen auf: Wem kann man vertrauen? Was macht einen Menschen aus, wenn Namen und Vergangenheit fehlen?
Das Setting ist rau, dystopisch und gleichzeitig beunruhigend vertraut: verlassene Städte, hochgerüstete Drohnentechnologie, ein Gesellschaftssystem außer Kontrolle. Die Stimmung ist düster, aber nie hoffnungslos – gerade weil immer wieder kleine menschliche Gesten und echte Emotionen aufleuchten.
Spannung mit Tiefgang
Was Extinctia besonders macht, ist die Verbindung aus Hochspannung und gesellschaftlichem Nachhall. Der Roman ist nicht nur ein Thriller, sondern auch ein Nachdenken über Überwachung, Machtmissbrauch, Erinnerung und Selbstbestimmung. Die Gewalt ist dabei nie reißerisch, sondern konsequent erzählerisch eingebettet – und gerade dadurch so wirksam.
Fazit: Unbedingt lesen
Extinctia ist mehr als ein spannender Thriller – es ist ein emotionaler, kluger und kompromisslos erzählter Roman über das Überleben in einer Welt, die das Menschliche zu vergessen droht. Verena Kolb gelingt ein beachtliches Debüt, das packt, bewegt und lange nachhallt.
Ein Muss für alle, die Dystopien lieben – und Geschichten, die sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben.


Verena Kolb
ist Autorin, Kulturwissenschaftlerin und leidenschaftliche Geschichtenerzählerin. Sie schreibt spannungsgeladene Romane zwischen Dystopie, Thriller und psychologischem Drama – immer mit einem besonderen Blick für gesellschaftliche Abgründe und starke Figuren. Mit ihrem Debütroman Extinctia hat sie sich als neue Stimme im deutschsprachigen Spannungsgenre etabliert. Kolb lebt und schreibt in Bayern.
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